Seit 2002 ist Sexarbeit in Deutschland legal. Seit 2017 soll das Prostituiertenschutzgesetz die Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter:innen verbessern und ihren Schutz erhöhen. Trotz dieser gesetzlichen Regelungen bleiben Stigmatisierung und Diskriminierung weit verbreitet. Viele Sexarbeiterinnen arbeiten unter prekären Bedingungen und sind häufig von Gewalt und Ausbeutung bedroht.
Madonna e.V. setzt sich dafür ein, die Rechte von Sexarbeiter:innen weiter zu stärken, sie zu unterstützen und ihre gesellschaftliche Anerkennung zu fördern.
Einige Zahlen und Fakten:
- In Deutschland sind zum Jahresende 2022 etwa 28.280 Prostituierte offiziell bei den Behörden angemeldet, was eine Zunahme von 19,1 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Zunahme ist hauptsächlich auf die Lockerungen der Corona-Auflagen zurückzuführen. Vor der Pandemie, Ende 2019, waren noch rund 40.370 Prostituierte angemeldet. (Quelle: Statistisches Bundesamt)
- Die Dunkelziffer der tatsächlich tätigen Sexarbeiter:innen ist jedoch weitaus höher. Schätzungen variieren stark und reichen von 50.000 bis zu 400.000 Personen. Ein großer Teil dieser Personen, etwa 60 %, stammt nicht aus der EU, wobei insbesondere Migrantinnen aus Osteuropa dominieren. (Quelle: BesD e.V., Berufsverband Sexarbeit)
- Finanziell ist die Branche erheblich, mit geschätzten 1,2 Millionen täglichen Inanspruchnahmen von sexuellen Dienstleistungen und einem jährlichen Umsatz von rund 14,5 Milliarden Euro. (Quelle: BesD e.V., Berufsverband Sexarbeit)
Soziale Aspekte
Durch den hohen Anteil ausländischer Sexarbeiter:innen ist häufig eine große Sprachbarriere vorhanden und der Beratungsbedarf aufgrund der Unkenntnis deutscher Gegebenheiten besonders hoch. Der Zugang zu Gesundheitsdiensten und die Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten sind daher ebenfalls besondere Herausforderungen. Niedrigschwellige Beratungsangebote und ein einfacher Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen sind besonders notwendig.
Stigmatisierung und Diskriminierung:
Die Branche ist nach wie vor stark stigmatisiert und viele Sexarbeiter:innen melden sich nicht offiziell an, aus Angst vor sozialer Ausgrenzung und rechtlichen Konsequenzen. Trotz des regulativen Ansatzes in Deutschland, der sowohl Anmeldungen als auch spezielle Erlaubnisse für Prostitutionsgewerbe vorsieht, bleibt die rechtliche und soziale Situation für viele Sexarbeiter:innen prekär. Nicht selten kommt es zu Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, im Umgang mit Behörden und zur sozialen Ausgrenzung.
Dies führt zu einer komplexen Lage, in der die Balance zwischen Schutzmaßnahmen und der Achtung der Rechte der Sexarbeiter:innen oft nicht einfach zu finden ist.