Prostitution ist in Deutschland erlaubt. Das bedeutet, dass du als Sexarbeiter*in hier legal arbeiten darfst. Aber du musst einige Dinge unbedingt beachten. Vor allem, wenn du selbstständig arbeitest. Du hast Rechte, aber auch Pflichten.

Keine Arbeit im Sperrbezirk

In den meisten Städten gibt es eine Sperrbezirksverordnung. Darin steht, wo Prostitution erlaubt ist und wo nicht. In der Regel ist es nicht gestattet, im Innenstadtbereich, in der Nähe von Kirchen oder Schulen zu arbeiten. In einigen kleinen Städten ist Prostitution sogar ganz verboten. In manchen Bereichen darfst du zu bestimmten Tageszeiten auf der Straße arbeiten. Wenn du nicht genau weißt, wie das an dem Ort ist, an dem du arbeiten möchtest, dann frage das Ordnungsamt, deine Kolleg*innen oder uns.

Achtung: Wer bei einer Kontrolle im Sperrbezirk erwischt wird, muss ein Bußgeld zahlen.

Auch zu deinem Schutz: das Prostituiertenschutzgesetz

Seit dem 1. Juli 2017 gibt es das Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG). Das Gesetz verpflichtet alle Sexarbeitenden, ihre Tätigkeit bei den Behörden anzumelden. Es legt auch die Pflichten für die Betreiber*innen von Prostitutionsgewerben fest. Wer ein solches Gewerbe betreiben möchte, muss es beim Ordnungsamt am Standort des Betriebs anzeigen und die Erlaubnis der zuständigen Behörde einholen.

  • Gilt das ProstSchG in ganz Deutschland? Ja, das ProstSchG ist ein Bundesgesetz und gilt somit in ganz Deutschland. Wer für die Gesundheitsberatung und Anmeldung im Bundesland zuständig ist und welche Kosten dafür anfallen, wird von jedem Bundesland unterschiedlich geregelt. Es ist daher ratsam, sich vor Ort zu informieren. In NRW ist dies kostenlos.
  • Für wen gilt das Gesetz? Das Gesetz gilt für alle Personen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten, unabhängig davon, ob sie Tantra, Escort oder BDSM anbieten. Es gilt auch für Personen, die keine finanzielle Vergütung erhalten, sondern stattdessen freies Wohnen oder Essen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern oder zu verbessern. Es spielt keine Rolle, ob die sexuellen Dienstleistungen gelegentlich oder regelmäßig angeboten werden. Es macht keinen Unterschied, ob die Sexarbeit privat oder in einem Prostitutionsbetrieb ausgeübt wird.
  • Was schreibt das Gesetz vor? Das Gesetz sieht zuerst eine gesundheitliche Beratung und danach eine Anmeldung als Prostituierte vor. Was genau das bedeutet und welche Schritte du im einzelnen gehen musst, bevor du arbeiten darfst, haben wir hier für dich aufgeschrieben: Du möchtest Sexarbeiter:in werden?
  • Was passiert, wenn ich mich nicht anmelde? Nur mit einer Anmeldebescheinigung vom Ordnungsamt darfst du arbeiten. In der Praxis wird diese Anmeldebescheinigung auch Arbeitsausweis oder Ausweis genannt. Wenn du dich nicht anmeldest, begehst du eine Ordnungswidrigkeit und kannst mit einer Geldbuße von bis zu tausend Euro bestraft werden.
  • Kann mir die Anmeldung verweigert werden? Ja, wenn du:
    - unter 18 Jahre alt bist.
    - jünger als 21 Jahre alt bist und andere Personen dich zur Aufnahme oder Fortsetzung der Sexarbeit gedrängt haben.
    - dich in einer Zwangslage befindest oder deine Hilflosigkeit ausgenutzt wird.
    - schwanger bist und in den nächsten sechs Wochen ein Baby bekommst.
  • Kann ich jemanden zur Unterstützung bei der Anmeldung mitbringen? Du kannst eine*n Freund*in oder eine andere vertrauenswürdige Person mitnehmen, auch ohne Zustimmung der Behörde. Fachberatungsstellen für Sexarbeiter*innen oder Mitarbeiter*innen der gesundheitlichen Beratung können mit deiner Zustimmung ebenfalls an dem Gespräch teilnehmen. Ohne deine Zustimmung dürfen nur Sprachmittler*innen anwesend sein.

Prostituiertenschutzgesetz, Teil 1

 

 

Prostituiertenschutzgesetz, Teil 2

 

 

 

 

 

 

Schulden haben viele Menschen aus vielerlei Gründen. Die einen haben sich übernommen mit einem größeren Kauf, die nächsten verdienen nicht genug, um die tagtäglichen Besorgungen machen zu können und vernachlässigen offene Rechnungen oder Raten. Manche müssen mit ihrem alleinigen Verdienst die ganze Familie unterstützen. 

Frauen, die in die Prostitution einsteigen wollen, brauchen seriöse Informationen über die Sexindustrie. Die sind nicht so leicht zu finden. In den Medien ist viel von Sex, Gewalt, Drogen, Rolexuhren, eleganten Autos oder romantischen „Rettungsaktionen“ die Rede, wenig aber über rechtliche Regelungen und die Realität des Arbeitsplatzes, den die Frau wählen will. 

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  • Umstieg:

    Steht eine berufliche Veränderung an? Wenn Du als Sexarbeiter*in in einen anderen Beruf wechseln möchten, sollten Sie darüber nachdenken, welche Tätigkeiten außerhalb der Sexarbeit Ihnen gefallen könnten und ob Ihre bisherigen beruflichen Kenntnisse ausreichen oder ob Sie neue Qualifikationen erwerben müssen. Die in der Sexarbeit erworbenen Fähigkeiten sind auf viele andere Arbeitsbereiche übertragbar. Darüber hinaus können Sie weitere Kenntnisse für Ihre geplante berufliche Veränderung erwerben. Nutzen Sie die Möglichkeit, sich weitere Kenntnisse für Ihren geplanten beruflichen Wechsel anzueignen. Was Sie lernen möchten und wie viel Zeit Sie dafür aufwenden, hängt von Ihren persönlichen Bedingungen und den Anforderungen Ihrer zukünftigen Tätigkeit ab.

    Wenn Menschen aus der Sexarbeit aussteigen möchten, stoßen sie oft auf besondere Herausforderungen beim Übergang in einen vermeintlich gesellschaftlich angesehenen Beruf. Ein nahtloser Übergang ist selten möglich. Manche haben keine Ausbildung oder veraltete Qualifikationen. Der Zugang zu Weiterbildungen und Fortbildungen ist schwierig, da es in der Sexarbeit kaum abhängige Beschäftigungsverhältnisse gibt. Dadurch profitieren Sexarbeitende selten von den Unterstützungsleistungen der Arbeitslosenversicherung. Die Jobsuche kann schwierig sein, da potenzielle Arbeitgeber*innen zögern, ehemalige Sexarbeiter*innen einzustellen. Manchmal wird die Entscheidung, auszusteigen, hinausgezögert, um finanzielle Rücklagen zu bilden oder Schulden abzuzahlen.

    Madonna e.V. bietet persönliche Beratung und Unterstützung, um Menschen in solchen Situationen bei der Sicherung ihres Lebensunterhalts und der Bewältigung von Schulden zu helfen. Wir unterstützen bei der Auswahl und Suche neuer Tätigkeitsbereiche und ermutigen dazu, die Arbeit in der Sexindustrie nicht als dunklen Fleck in der Biografie zu verdrängen, sondern selbstbewusst anzuerkennen und zu vermitteln, welche Kompetenzen in diesem Lebensabschnitt erworben wurden.