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Filmvorführung zum Internationalen Tag für die Rechte an Sexarbeitenden am 03.03.2023
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Filmvorführung zum Internationalen Tag für die Rechte von Sexarbeitenden am 03.03.2023
Internationaler Tag zur Beendigung von Gewalt an Sexarbeiter*innen
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Heute ist der Tag gegen Gewalt gegen Sexarbeiter*innen.
Dieser Tag erinnert an einen Massenmord an Sexarbeiterinnen in den 80er Jahren. Gary Ridgway, der sog. „Green River Killer“, hatte in Seattle in den USA mindestens 49 Sexarbeiterinnen getötet. Erst 2001 wurde er vor Gericht gestellt und 2003 zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
Vor Gericht erklärte er: „Ich habe Prostituierte als meine Opfer ausgewählt, weil ich die meisten Prostituierten hasse und sie nicht für Sex bezahlen wollte, […] weil sie leicht zu schnappen waren, ohne dass es bemerkt wurde. Ich wusste, dass sie nicht sofort als vermisst gemeldet würden und vielleicht nie als vermisst gemeldet würden. Ich habe mir Prostituierte ausgesucht, weil ich dachte, ich könnte so viele von ihnen töten, wie ich wollte, ohne erwischt zu werden.“
(http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/3245301.stm)
Am Tag gegen Gewalt gegen Sexarbeiter*innen gedenken wir jedoch nicht nur aller Sexarbeitenden, die Opfer von Gewalt wurden. Wir nehmen ihn auch zum Anlass, ganz konkret aktuelle, täglich stattfindende Gewalt gegen Menschen in der Sexarbeit anzuprangern. Denn nach wie vor sind sie hohen Risiken ausgesetzt: Nötigung, Vergewaltigung, Morde, Erpressung, Übervorteilung, Mobbing gegen sie selbst, ihre Kinder, ihre Partner*innen und Verwandten, erniedrigende Darstellung in den Medien, Shitstorms und Verunglimpfungen.
Die Gewalt kann von Kund*innen und Geschäftspartner*innen ausgehen, von Intimpartner*innen, von Behörden, Profiteur*innen oder einfach von Menschen, die Sexarbeiter*innen hassen oder glauben, hier schutzlose Opfer zu finden, deren psychische und physische Unversehrtheit niemanden interessiert.
Aber was macht Menschen schutzlos? Gewalt gegen Sexarbeitende findet in einem gesellschaftlichen Kontext statt, in dem alle Menschen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten, an den Rand gedrängt, diskreditiert, verleumdet, entmündigt, diskriminiert oder sogar kriminalisiert werden. Dies potenziert sich mit anderen Diskriminierungsformen, denen Sexarbeitende vielfach ausgesetzt sind, wie der Abwertung von Migrant*innen, trans Personen, behinderten, rassifizierten oder armutsbetroffenen Menschen. Gewalt gegen Sexarbeitende wird so strukturell begünstigt, gesellschaftlich geduldet, staatlich kaum sanktioniert. All dies setzt Sexarbeitende einem höheren Risiko aus Gewalt zu erleben als andere Arbeiter*innen.
Daran sind nicht nur staatliche Institutionen mit ihren gesetzlichen Regulierungen beteiligt. Es ist ein Konglomerat aus Vorurteilen und Werthaltungen, eine Vielzahl von gesellschaftlichen Praktiken in der Mehrheitsgesellschaft und in gesellschaftlichen Institutionen, die Sexarbeitende als nicht schützenswert und nicht ernstzunehmend markieren.
Oft sind es Kommentare am Rande von gesellschaftlichen Ereignissen, die gar nichts mit Sexarbeit zu tun haben, die nur als Anlass genommen werden, Geringschätzung gegenüber Sexarbeitenden zum Ausdruck zu bringen:
So durfte ein Anrufer in einer Sendung des Westdeutschen Rundfunks zu den Übergriffen am Kölner Domplatz Silvester 2016 unkommentiert äußern: „Wir müssen diesen jungen Männern klar machen, dass unsere Frauen keine Huren sind.“ Wer ist das „Wir“, das hier Besitz an welchen Frauen anzeigt, die es scheinbar im Gegensatz zu Huren verdienen, geschützt zu werden? Und welche Auswirkungen hat dies für die Arbeits- und Lebensbedingungen der Sexarbeitenden? Soll es heißen, dass Sexarbeit zu sexualisierter Gewalt auffordert? Dass Huren ungefragt und unbestraft begrabscht werden dürfen? Dass sie selbst schuld sind, wenn sie sexualisierte Gewalt erfahren?
(https://www1.wdr.de/radio/wdr2/programm/arena/audio-uebergriffe-auf-frauen-bedraengt-begrapscht-bestohlen---wdr-arena-100.html)
Ganz ähnlich argumentieren Prostitutionsgegner*innen, wenn sie Sexarbeit mit sexualisierter Gewalt gleichsetzen. Im Umkehrschluss heißt das ja, dass alle Personen, die Sexarbeit anbieten, in Gewalt einwilligen.
Lange Zeit wurden Fälle von Gewalt gegen Sexarbeitende mit genau diesem Argument strafrechtlich nicht verfolgt oder als minder schwere Fälle gewertet. Wie Ehefrauen, die bis in die 1990er Jahre sexuelle Übergriffe durch ihre Ehemänner ertragen mussten, weil sie ja in die Ehe eingewilligt hatten, sollten Prostituierte sie ertragen, weil sie in eine sexuelle Dienstleistung gegen Entgelt eingewilligt hatten.
Diese Sichtweise findet sich im Strafrecht und der Gerichtsbarkeit heute nicht mehr. In Äußerungen von Gegner*innen der Sexarbeit schimmert sie aber immer wieder auf: Sexarbeitende, die sich als solche öffentlich bezeichnen und betonen, diese Arbeit freiwillig oder sogar gern zu machen, werden als „Schlampen“, „Täterinnen“, „moralisch verderbt“ dargestellt. Solche Menschen müssen dann auch nicht mehr geschützt werden: Im Zuge solcher Diffamierungen outete die Zeitschrift Emma den Klarnamen einer Sexarbeiterin, die sich politisch für die Rechte der Sexarbeitenden einsetzt, wohlwissend, dass Sexarbeitende sich durch Alias-Namen vor Übergriffen schützen.
(https://www.emma.de/lesesaal/59921#pages/47 Emma, November/Dezember 2014, S.47)
Auch im Handeln der Polizei ist sie beizeiten noch sichtbar, wie in einem Fall, den die Prostituiertenselbsthilfeorganisation Dona Carmen am 29. April dieses Jahres ins Licht der Öffentlichkeit rückte. Der Attentäter von Hanau hatte 2018 eine Sexarbeiterin engagiert und sie mit einer Schusswaffe und einem Messer bedroht. Die von der Frau gerufene Polizei interessierte sich jedoch weniger für die Bedrohung durch den späteren Attentäter, als vielmehr für die illegalisierte Tätigkeit der Escort-Dame in einem Sperrgebiet von München.
(https://www.donacarmen.de/attentat-von-hanau/)
Auf der anderen Seite wird oft unterstellt, in der Sexarbeit Tätige seien mental nicht in der Lage, eine bewusste Entscheidung zu treffen. So wurde in der Debatte um die Novellierung des Prostitutionsgesetzes immer wieder verlangt, bei einer einzuführenden Zwangsberatung den Geisteszustand der Sexarbeitenden zu begutachten.
(https://www.bundestag.de/resource/blob/428742/bfac78f72e5d72982079ab7f9cdd5d35/64--sitzung_06%E2%80%9306%E2%80%932016_wortprotokoll-data.pdf)
Vor solchen Forderungen schreckt auch der Unternehmerverband Erotik Gewerbe Deutschland e.V. (UEGD) nicht zurück: Er schlug in diesem Jahr vor, Frauen aus der Ukraine die Berechtigung zur legalen Ausübung der Sexarbeit 12 Monate ab Erteilung ihres Aufenthaltstitels zu entziehen. Danach sollte sie von einem ärztlich-psychologischen Gutachten abhängig gemacht werden. Darüber hinaus forderte er verstärkte Kontrollen und ein härteres Vorgehen gegen die „Illegale Prostitution“. Im Klartext: Er treibt Sexarbeitende in die Illegalität, fordert dann ein hartes Vorgehen gegen die Illegale Prostitution, um zum krönenden Abschluss Sexarbeitende als tendenziell psychisch krank zu markieren. Dieser Vorstoß konnte nur als Versuch verstanden werden, die potenziell aufkommende Konkurrenz von privat arbeitenden Sexarbeitenden im Keim zu ersticken und sich gleichzeitig vom Image des Zuhälterverbandes rein zu waschen.
So finden sich sogenannte Feministinnen in trauter Gesellschaft mit den von ihnen so verhassten Bordellbetreiber*innen und umgekehrt.
(P O S I T I O N S P A P I E R Schutz geflüchteter Frauen aus der Ukraine gewährleisten – Illegale Prostitution bekämpfen und Auflagen im Bereich der legalen Prostitution schaffen, Unternehmerverband Erotik Gewerbe Deutschland e.V. Hannover, 28. März 2022)
Und nicht nur durch den UEGD e.V. wurde die Tragödie des Ukrainekrieges für eine Repression unliebsamer Sexarbeitender genutzt. Wie so oft wurden flüchtende Personen, besonders Frauen, unter dem Deckmantel des Schutzes vor Ausbeutung und Menschenhandel, als unmündig dargestellt, ihre Positionen geschwächt, Hilfsangebote, die sich explizit auf die Seite von Sexarbeitenden stellten, skandalisiert und damit offen gegen die Rechte und den Schutz von Sexarbeitenden gearbeitet.
(beispielsweise hier: https://www.change.org/p/sexkauf-bestrafen-prostitution-abbauen/u/30364168?recruiter=296699605&utm_source=share_update&utm_medium=twitter&utm_campaign=share_twitter_responsive&recruited_by_id=4d5d4130-fa12-11e4-9d36-35b70f9cc3a2)
In all diesen Beispielen wird deutlich sichtbar, wie Gewalt gegen Sexarbeitende auch heute noch gesellschaftlich toleriert wird. Auch wenn sich die Bedingungen für Sexarbeitende seit den 80er Jahren verbessert haben, zeigen sie, wie weiterhin ein Klima der Abwertung geschaffen und erhalten wird, in dem Sexarbeitende teils als völlig natürliche Opfer, teils als Täter*innen des Patriarchats fungieren, diskriminiert und entmündigt werden.
Daher ist es auch im Jahr 2022 und in den kommenden Jahren geboten, sich gegen eben diese Abwertungen zu stellen, wo immer sie auffallen und Sexarbeitende in ihren Anliegen zu unterstützen, bis sie sicher und ohne Gefahr arbeiten und leben können.
Warme Socken für Madonna e.V.
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Rechtzeitig zur kalten Jahreszeit hat Madonna e.V. für die Frauen 110 selbstgestrickte, kuschelig warme Socken von "Stricksocken für RheinBerg e.V." bekommen.
Wir möchten uns herzlich dafür bedanken, sowie auch bei Allen, die uns in diesem Jahr finanziell, mit Tatkraft, Rat und Hilfe unterstützt haben!
Wir wünschen Allen eine friedliche Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr! ...und bleiben Sie gesund!
Das Madonna-Team
Stellungnahme von Hydra e.V. gegen die Förderung von Prostitutionsgegner*innen
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Mit den ab August 2021 wird neben anderen Vereinen auch der Verein Neustart e.V. in Berlin mit Fördergeldern für Modellprojekte zum Umstieg aus der Sexarbeit unterstützt. Dieser Verein zeichnet sich durch die Befürwortung des Sexkaufverbotes aus. Daher unterstützen wir folgende Stellungnahme von
Hydra e.V. Treffpunkt und Beratung für Prostituierte
Evangelikale Prostitutionsgegner*innen bekommen Gelder vom Bundesministerium
Am 29.07.2021 hat das SPD-geführte Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verkündet, welche Modellprojekte im Bereich Prostitution für die nächsten drei Jahre mit mehreren Millionen Euro gefördert werden.
Anfang des Jahres 2021 hatte das Ministerium aufgefordert, sich um Projekte zu bewerben, die insbesondere in Bezug auf Covid19 Sexarbeiter*innen dabei unterstützen, in andere Berufe umzusteigen. Hydra hat sich - neben vielen anderen Fachberatungsstellen - ebenfalls beworben und durchlief ein mehrstufiges und standardisiertes Auswahlverfahren. Wir haben
den Zuschlag nicht erhalten, aber freuen uns sehr für die ausgewählten Organisationen in Bremen, Neunkirchen und Rostock, dass sie ihre Projekte umsetzen können. In Kiel kann die bewährte Arbeit fortgesetzt werden.
Direkt über das Parlament wurden allerdings noch weitere Projekte direkt in den Haushalt eingebracht - eines davon unter der Trägerschaft von Neustart e.V., einem bekannten fundamentalistisch-christlichen Verein in Berlin, dessen Vorsitzender das sog. schwedische Modell der Freierkriminalisierung befürwortet.
Während gleichzeitig in Berlin die Mittel für feministische Projekte radikal gekürzt werden könnten, fördern SPD und CDU damit nun über die Bundesebene einen Verein, der Frauen in die Opferrolle drängt und "retten" will. Auch tritt er – entgegen der Fachexpertise zahlreicher Verbände – dafür ein, die Nachfrage nach Prostitution zu kriminalisieren.
Neustart hat zudem keine Erfahrung in der professionellen Sozialen Arbeit und beschäftigt fast ausschließlich Ehrenamtliche, die christlich missionieren anstatt kompetente Unterstützung anzubieten. Im bufas e.V., dem Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Deutschland, sind zahlreiche professionell arbeitende Beratungsstellen vertreten. Trotz unterschiedlicher und teilweise auch christlicher Trägerschaften eint diese Beratungsstellen eine akzeptierende Haltung gegenüber Sexarbeitenden, ihren Lebensumständen und ihrer Berufsentscheidung, die in der Sozialen Arbeit ohnehin Standard sein sollte. Viele dieser Beratungsstellen sind permanent unterfinanziert und von Kürzungen bedroht, die Förderung von Neustart durch den Bund sollte damit auch als eine eindeutige politische Aussage gewertet werden.
Im Netzwerk "Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V." engagiert sich der Vorsitzende von Neustart gemeinsam mit der Gattin eines evangelikalen Pfarrers, Gaby Wentland von Mission Freedom. Dieser Verein operiert bekanntermaßen mit dubiosen Methoden und wird vom Hamburger Senat und dem dortigen Landeskriminalamt als fachlich inkompetent und unseriös eingeschätzt.
Bisher war der Konsens auch in der Berliner Verwaltung, dass eine Zusammenarbeit oder gar staatliche Förderung derartiger Organisationen untragbar ist. Aus der Senatsverwaltung für Gleichstellung in Berlin gab es daher auch keine positive Stellungnahme zu diesem Projekt - das Bundesministerium stimmte der Förderung trotzdem zu.
Wir fordern eine fachlich fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Sexarbeit und die Förderung von Strukturen, die diese Diskussion vorantreiben, z.B. über eine Bundesfinanzierung der Geschäftsstelle des Beratungsstellen-Dachverbandes bufas. Weiterhin fordern wir einen Stopp der Förderung von Projekten in Trägerschaften von Vereinen, die aktiv für eine Kriminalisierung und damit Verschlechterung der Lebensumstände zahlreicher Menschen in der Sexarbeit werben. Stattdessen müssen akzeptierende, anonyme und niedrigschwellige Beratungsangebote für Sexarbeiter*innen bundesweit abgesichert und ausgebaut werden, insbesondere mit Schwerpunkt auf marginalisierten Gruppen wie z.B. trans Sexarbeitenden und durch das Prostituiertenschutzgesetz in die Illegalität gedrängte Sexarbeitende.
Weiterführende Links:
PM Ministerium 29.07.2021
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/pressemitteilungen/bmfsfj-foerdert-
umstiegsberatung-fuer-menschen-in-der-prostitution-184466
Ausschreibung Modellprojekte 01/2021
https://www.bmfsfj.de/resource/blob/164846/d39e5333c9c9a34a63912f3ee37ab772/2021011
5-interessenbekundungsverfahren-umstieg-prostitution-data.pdf
Mitglieder bufas
http://www.bufas.net/mitglieder/
Mission Freedom
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Buergerpreis-fuer-dubiosen-Verein,missionfreedom103.html
Berlin, 27.09.2021
Neu im DDF-Portal: Essay "Madonna e.V." von Mechthild Eickel
- Details
Während des letztjährigen DDF-Digitalisierungsprojektes des Madonna-Archivs wurde ein Essay über den Verein Madonna e.V. als eine der Akteurinnen der Frauenbewegung für das Portal des Digitalen Deutschen Frauenarchivs verfasst. Die Autorin ist Mechthild Eickel – ehemalige Leiterin der Beratungsstelle und derzeitige ehrenamtliche Mitarbeiterin im Madonna-Archiv. Nun ist dieser Essay auf dem DDF-Portal erschienen:
Madonna e.V. – Verein zur Förderung der beruflichen und kulturellen Bildung von Sexarbeiterinnen
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